Ekstase ohne Widerspruch
Billie Eilish ist die begehrteste Newcomerin der Stunde. Die charismatische Kalifornierin zog in der Halle 622 ihre Fans in den Bann.
Melancholisch und natürlich – das sind die Markenzeichen von Billie Eilish. In eine Künstlerfamilie geboren, schrieb sie bereits im Alter von 13 Jahren zusammen mit ihrem Bruder Finneas ihren ersten Hit Ocean Eyes. Es dauerte nicht lange, da wurde Eilish entdeckt und unter Vertrag genommen. Das Label wusste, was es tat: Billie Eilish wurde nicht in ein aufgedonnertes Pop-Sternchen geknetet: Billie bleibt Billie, eine kalifornische Popsängerin ohne Getöse, dafür mit Authentizität.
Die heute 17-jährige Künstlerin ist stets nah an ihren Fans, verschenkt Umarmungen, lacht und scherzt mit ihnen. Aber Eilish ist vor allem eine junge Frau, die mit ihren nachdenklichen Texten den Nerv ihrer Generation trifft.
If teardrops could be bottled,
There’d be swimming pools filled by models
Told a tight dress is what makes you a whore
In der Zürcher Halle 622 sorgte sie bereits zum zweiten Mal dieses Jahr hierzulande für Staunen. Eilish spielte an der Verleihung der «Swiss Music Awards» im KKL Luzern. Mucksmäuschenstill wurde es im Saal, und manchen lief ein kalt-schöner Schauer über die Haut, als sie When The Party’s Over anstimmte.
Doch als Eilish am letzten Freitag die ausverkaufte Halle in Oerlikon betrat, war alles etwas anders. Trotz einer Verletzung liess es sich die charismatische Sängerin mit den blau-grünen Haaren nicht nehmen: Tanzen, springen, Tuchfühlung. Es ging schlicht nicht ohne. Und nicht umsonst sangen und kreischten über 3500 vorwiegend sehr junge, weibliche Fans ihre Seele heraus.
Das Publikum war vollkommen gebannt, fast willenlos: Als Eilish zu Bury A Friend ihre frenetischen Fans aufforderte «zu springen wie ein Känguru», folgten sie der Aufforderung ohne Widerspruch. Textsicher verwandelte sich die Masse zum Chor – jede Strophe jedes Lieds. Eilish sang nie solo.
Mit Copycat beendete Billie Eilish dann ihr Set. Eine Zugabe erhoffte man sich an diesem Abend vergeblich. Doch auch so: Die Musikerin lieferte mehr als eine überzeugende Show ab. Ohne Aufmerksamkeit heischende Screens oder fulminante Bühneneffekte, einfach nur Billie. Mehr war nicht nötig für dieses grandioses Konzert.