Black Mount Rise - Sundown Boulevard

Die Freiburger Alternative-Rock-Band meldet sich zurück. Mit ihrem zweiten Album «Sundown Boulevard» präsentiert das Quartett ein mitreissendes Album voller Melancholie, bleischweren Riffs und eingängigen Texten.

Black Mount Rise - Sundown Boulevard
Artwork: Angelia Schmutz

Es wird nicht lange gefackelt. Bereits mit dem ersten Track We Are Sinking wird lautstark gezeigt, worauf man sich bei dieser Band einlässt: Treibende Rhythmik, polternde Bässe und grollende Gitarren. Bleischwere Riffs treffen auf melancholischen Gesang, welche zusammen im hymnenartigen Refrain in eine chorale Nostalgie verschmilzt und noch lange im Hinterkopf nachschwirrt und nachschwelgt.

Soundown Boulevard

Black Mount Rise macht keine Gefangenen. Sundown Boulevard. Die Riffs sitzen sattelfest, die Tightness der Band wird keine Sekunde lang in Frage gestellt. Die tiefgestimmten Gitarren singen sich im Duett in sphärisch verzerrte Höhen, genau wie der teils zweistimmige Gesang in harmonischer Zweisamkeit liegt. Das hört sich jetzt sanfter an, als es eigentlich klingt.

Von verzerrter Melancholie über peitschende Nostalgie

Byrnesville Road. Die Klampfen wissen minutiös geplant Nacken zu malträtieren, während der reverblastige Gesang nach Erlösung fleht. So, schon besser. Nichtsdestotrotz bildet der melancholisch melodiöse Gesang eine schöne Note in der hammerharten Riffmaschine des Quartetts und setzt somit einen spannenden Kontrast ins Gesamtbild.

Black Mount Rise kann sich auch von einer anderen Seite zeigen. Beautiful Mistake. Mit akustischen Gitarren, träumerischen Melodien und stets groovigem Schlagzeug wird eine zerbrechliche Klanglandschaft erschaffen, ehe bissige Gitarren erneut einen angezerrten und schweren Refrain zum Vorschein bringen und mitreissende Zeilen die Zuhörinnen und Zuhörer tiefer in das düstere Universum der Band zieht. Mit Bristol Paper Town wird gegen Schluss gezeigt, wie eine moderne Rock-Ballade zu klingen hat.

Tief unten lodert das Feuer

Sundown Boulevard ist ein fiktiver Name einer Strasse, welche in die fast ausgestorbene Stadt Centralia in Pennsylvania führt. In der Kleinstadt, die in den 1960er-Jahren dank ihrer Kohleindustrie florierte, lässt sich die Bewohneranzahl heutzutage an einer Hand abzählen. In dieser Zeit fing eine Kohlemine Feuer, welche bis zum heutigen Tag immer noch unter der Stadt allmählich niederbrennt. Während die Strasse Byrnesville Road tatsächlich existiert und als Umleitung um die Stadt dient, ist der Name Sundown Boulevard an den Graffiti Highway angelehnt: Eine Strasse, welche ins verlassene Stadtinnere führt.

Leadsänger und Gitarrist Yannick Schmidt fiel beim Songwriting auf, dass sich bei vielen Texten der Songs alle Begriffe rund um das Element Feuer eine grosse Rolle spielen. Daraus entstand auch der Gedanke hinter dem Namen und dem Konzept des Albums: Eine verlassene Geisterstadt, unter welcher immer noch das Feuer und die Glut lodert. Sundown Boulevard, eine Strasse in den Ruin, mit dem Sonnenuntergang als brennendes Feuer am Horizont. Das letzte, was auf der Scheibe zu hören ist, das sanfte Knistern eines Feuers.

In neuer Formation und neuer Härte

Für ihr zweites Album reisten Black Mount Rise Ende 2018 nach Hamburg, um dort mit Produzent Eike Freese während zwei Wochen das neue Songmaterial aufzunehmen. Seit ihrem Debütalbum Curtains Falling von 2016, welches sie ebenfalls in den Chameleon Studios in Hamburg aufnahmen, hat sich jedoch viel verändert: Von einem Trio zu einem Quartett gewachsen, haben seither nun Schlagzeuger Tobias Schaller, Bassist Alex Jansen und Gitarrist Micki Richter die Band verlassen. Stattdessen hockt nun Adrian Mahler hinter den Drums, am Bass spielt Sven Cotting und in der Rolle des Leadgitarristen spielt Sandro Schmutz. Wie Yannick Schmidt kommen allesamt aus der Region Freiburg.

Black Mount Rise
Bild: Angelia Schmutz

Das Warten hat sich gelohnt

Nach vier Jahren, konstanter Veränderung und neuer Formation meldet sich Black Mount Rise nun zurück. Das Produkt lässt sich sehen: Sundown Boulevard strotz nur so mit kontrastreichem Songwriting, vorpreschendem Drive und hammerharten Riffs. Dreizehn Songs im Zeichen von dynamischen und melodiösem Alternative Rock. Wer Alter Bridge mag, wird Black Mount Rise lieben.

Mit tristen Melodien zur verzerrten Idylle

Die dreizehn Lieder erstrecken sich knapp über sechzig Minuten. Während den langen und schweren Tracks, welche beinahe allesamt gerne über vier Minuten dauern, osziliert mit den teils zerbrechlichen Lyrics und nostalgischen Melodien in der kantigen Riffarbeit eine zerrissene Soundlandschaft hervor, bei welcher mit Fingerspitzengefühl nach idyllischer Schönheit in der verzerrten Härte gesucht wird. Chronophobia.

Als fulminanter Abschluss bringt der Sechsminüter Indifference nochmals alles auf den Punkt. Eingängige Melodien und elegische Gitarren geben den Ton an, ehe mit einem grossen Knall und einer schnittigen Begleitung von Streichern auf einen bombastischen Höhepunkt hingearbeitet wird. Nach sechzig Minuten steht ohne Frage fest, dass grosses auf die Band zukommen kann. Black Mount Rise ist zurück, hungriger und mitreissender denn je.