Christian von Aster – Der letzte Schattenschnitzer
«Ich habe Jonas Mandelbrodt gekannt.» – Wenn das Wissen, das für die meisten als verloren gilt, wieder zum Vorschein kommt. Wenn Dinge gelehrt werden, die als ausgetilgt gelten. Wenn das Gleichgewicht sich bedroht fühlt, die Schatten sich ihre Kraft zu nutzen machen, dann fürchte deinen Schatten.
Jonas Mandelbrodt ist kein normales Kind. Bevor er sprechen kann, lernt er die Schatten kennen. Versteht sie. Studiert sie. Und er lernt. Er lernt wie man die Schatten seiner Spielzeuge vertauscht. Er lernt, dass er anders ist. Auch der Rat der Schatten, der seit jeher über das Gleichgewicht wacht, wird auf die Andersartigkeit Jonas Mandelbrodts aufmerksam. Gilt es doch, solche Anomalien zu beseitigen. Erst recht, als in Mexico ein Mädchen namens Carmen Maria Dolores Hidalgo geboren wird, welches ohne Schatten zur Welt kommt. Ist nun wirklich die Zeit gekommen, in der die Schatten sich gegen ihre Herren verbünden? Die Zeit in der die geknechteten ihre einstigen Herren Knechten? Wie weit kann man seinem eigenen Schatten trauen? Und was würdest du Opfern, wenn alles von dir abhängt?
Wenn ein Schatten mit sich selbst schreibt und dieser der Schatten Jonas Mandelbrodts war, so hältst du in Händen, das Leben jenes, der alles gab. Eine Geschichte die fordert. Ein Buch, das man so schnell nicht wieder aus der Hand legt. Ein Werk, das aufzeigt, wie viel Können im Autoren Christian von Aster steckt. Wer dieses Buch aufmerksam liest, der hinterfragt die Dinge, die er bis dahin geglaubt hat. Wer dieses Buch liest, hat ein grosses Kino im Kopf, welches er im Fernsehen niemals so finden kann.
Wenn ich so lese, dann denke ich heute oft, dass alles was Fantasy beinhaltet, nur noch der Abklatsch der früheren Werke sind. Die gleichen Klischees immer und immer wieder. Christian von Aster hat in dieser Hinsicht meinen grossen Dank, weil er mir mit diesem Buch bewiesen hat, dass es noch Fantasy ohne Klischees gibt, Fantasy die in der realen Welt spielt und realer wirken als die meisten Romane die in den Regalen der Buchläden stehen. Man braucht keine eigene Welt. Man braucht keine Parallel-Universen. Mein braucht nur seinen Schatten. Seinen Schatten und einen Autor wie Christian von Aster, der mir aufzeigt, wieso ich mich vor ihnen als Kind immer gefürchtet habe. Lange Rede kurzer Sinn: Der Letzte Schattenschnitzer ist eines der besten Bücher, die ich in letzter Zeit gelesen habe. Ich empfehle es wärmstens jedem, der bereit ist, ein wenig zu denken.
Und mit diesen Worten: «Ehrt eure Magier.»
Der Letzte Schattenschnitzer von Christian von Aster
Erschienen 2011 bei Klett-Cotta, Hobbit Presse
ISBN: 978-3-608-93917-0