Liebe in Zeiten der Krisen
Der Thurgauer Künstler DAIF eskaliert in seiner neuen Single «Liebi i Ziite vo de Mediekriise» im Zeitgeist.
Manchmal ist man zur richtigen Zeit am richtigen Ort. Auch wenn der Ort vor dem Laptop ist. Liebi i Ziite vo de Mediekriise ist unbeabsichtigt passend: Die Digitalisierung der Liebe während forciertem Social Distancing. DAIF ritzt an den Pulsadern der Zeit.
DAIF: Künstler, genauer Lebenskünstler.
Markenzeichen: Überbordendes Autotune.
Themen: Alles, vom Kleinen im Grossen und Grossen im Kleinen.
Ich wart uf di,
Ja, ich warte uf das blaui Höggli.
«U anderi frage: Wird das mal na in echt sii? Aber die Nächt im Chat sind echter als alles anderi», erzählt DAIF in Liebi i Ziite vo de Mediekriise. Und: «Zwüsched Screens und Memes und em blaue Höggli steckt irgendwo tüüf dine ebe die Liebi.»
Und hat man sich erst ans Autotune gewöhnt, spritzt DAIF einem seinen Sound direkt in die Venen. Vielleicht ist es auch das Gesetz der Anziehung, das den Richterspruch fällt. Doch unbewusst spürt man: Der Mann ist einer Realität auf der Spur.
Der Chat als Beweis für die Liebe in Zeiten der Medien- und Coronakrise. Unrecht hat DAIF nicht. Gleichzeitig versteckt sich hinter den Zeilen die Kritik: «S’isch ebe chli meh easy, es Härzli z’schicke, als z’sege ich lieb di. Nächtelang chatte und de real life verschwiige und denn devo träume, näbed dir anezligge.»
Irgendwo zwischen Anglizismen, Vulgärem und Moderne beschreibt DAIF die Suche nach Nähe, nach Liebe, nach Sinn. Er spricht von Desillusion, von Überzeugung, von Eingeständnissen. Wenn wir ehrlich sind: Es gibt kein ehrlicheres Liebeslied.