Dunkle Klänge am Summer Sounds
Das Kaufleuten in schwarzer Hand? Ja, am Dienstagabend war dies tatsächlich der Fall, allerdings ist damit nicht die Hautfarbe, sondern die dominierende Farbgebung der Kleidung des Publikums gemeint. Wie sich the Beauty of Gemina im Zürcher In-Tempel schlugen.
Für einmal war das Publikum des Kaufleuten nicht die übliche Schickimicki-Szene, sondern ein Haufen praktisch durchgehen schwarz gekleideter Musikenthusiasten, die sich das Konzert der zur Zeit wohl mit Abstand erfolgreichsten Gothic Band der Schweiz – The Beauty of Gemina – nicht entgehen lassen wollten.
Und sie taten gut daran. Mit mittlerweile sechs Studioalben im Repertoire und unzähligen Touren im In- und Ausland, hat sich das Quartett zu Recht einen Namen als energetische Live-Band gemacht. Der Auftritt am Summer Sounds im Kaufleuten war der letzte auf der diesjährigen Festival-Tour und entsprechend zogen Michael Sele und seine Mitmusiker alle Register.
Die Highlights aus der 18 Songs umfassenden Setliste herauszupicken, ist fast nicht möglich. Alleine der Einstieg mit Run Run Run war geschickt gewählt, aber den ersten richtigen Gänsehautmoment gab’s erst bei Haddon Hall, der dann von Hunters gleich nochmals übertrumpft wurde.
Wie man allerdings nach Krachern wie Suicide Landscapes und Dark Rain das bis dato wohl schwächste Lied der Band – Mariannah – einstreuen kann, entzieht sich dem Verständnis des Hörers. Aber jede Band darf einen Song im Repertoire haben, für den man kein Verständnis aufbringen kann. Was Call of the Mountain für Eluveitie ist, ist eben Mariannah für The Beauty of Gemina. Wenigstens konnte Rumours den Faux Pas gleich wieder wett machen.
Neben der wunderbaren musikalischen Darbietung ist aber vor allem eines in Erinnerung geblieben: Die Band hat sich massiv in ihren Live-Qualitäten entwickelt, allen voran Michael Sele. Auch ohne grossen Dialog kommuniziert er mit dem Publikum, unterstützt sein Charisma gekonnt mit kleinen Gesten und schafft damit eine Symbiose zwischen den Zuschauern und der Band.
Das Beauty-Publikum spielte ihnen dabei aber auch kräftig in die Hand, denn kaum ein anderes sorgt für so viel passende Stimmung an einem Konzert. Einzig die etwas exzessive Basslastigkeit des Mischers konnte den Abend etwas betrüben. (Kleiner Tipp am Rande: Weniger ist mehr!)
Das Quartett ruht sich nach ihrem Festival-Sommer allerdings nicht etwa aus, sondern starten nächsten Monat schon wieder in die nächste Tour, diesmal allerdings mit der akustischen Version. Die letzte Akustik-Tour war etwas vom Besten, was the Beauty of Gemina jemals geboten haben, insbesondere der Auftritt im Zürcher Moods.
Wer sich einen Abend lang verzaubern lassen möchte, sollte sich eines der vier Daten dick im Kalender anstreichen. Alleine schon die Darbietung vom Mac Vinzens, der mit seinem Schlagzeug die sonst elektronisch eingespielten Effekte simuliert, ist den Besuch wert.
The Beauty of Gemina waren nicht alleine im Kaufleuten: Das Gitarrenduo Tasterbox eröffneten den Abend mit stimmungsvoller Lounge-Musik, der leider etwas gar viel Bass zugemischt wurde. Die beiden legten eine sehr solide Performance hin, aber man merkte ihnen die fehlende Bühnenerfahrung doch an.