Familiärer Kreis: Lesung von Thomas Sabottka
Fast könnte man sagen: Alle Jahre wieder kommt Thomas Sabottka wieder. Bereits das vierte Jahr in Folge tritt der Autor aus Frankfurt am Main in der Schweiz auf.
Auch 2011 hatte er es sich wieder im braunen Ledersessel unten im Werk 21 in Zürich bequem gemacht, um dem Publikum aus seinem im April erschienenen Buch «Rock’n’Roll-Stories 2» vorzulesen.
Er würde gerne Etwas mit Multimedia machen, meint Thomas Sabottka, der in der DDR aufgewachsen ist. Aber auch ohne grossartige Effekte und aufgeblasenes Trara ist eine Lesung von ihm ein kultureller Genuss. Der Schriftsteller liess sich die Laune ob den wenigen – es waren gerade mal zwölf Seelen anwesend – Leuten nicht verderben. Er freute sich sichtlich, wieder in der Schweiz zu sein.
Sabottka hat sich mit der Zeit entwickelt und ist von eher düsteren Geschichten mehr in die Sparte des schwarzen Humors gerutscht. Doch geblieben sind seine gescheiterten Alltagshelden, in die wir uns reinversetzen können, die uns vertraut und dann doch wieder fremd und befremdlich scheinen. Die Geschichten schlängeln sich geschickt durch die überraschenden Windungen, tragisch und amüsant zugleich.
Lebende Texte
Der Autor mit Bühnenerfahrung schafft es, seinen Texten auch live Leben einzuhauchen. Sabottka ist am Puls der Zeit und auch mal kabarettistisch veranlagt, wenn er über dreissigjährige Pärchen beim Spieleabend berichtet oder Romantik im Zeitalter Web 2.0 skizziert.
Seine Kurzgeschichten aus Rock’n’Roll-Stories 2 regen den Leser zum Nachdenken an, bringen ihn auch zum Schmunzeln und geizen nicht mit satirischen Seitenhieben. Wer in Sabottka einen depressiv veranlagten Grufti-Schreiberling vermutet, irrt. Der klare und umgängliche Stil ist mehrheitsfähig und widerspiegelt die urbane Kultur um 21. Jahrhundert.
Nach sieben gelesenen Geschichten inklusive Product Placement für sein neustes Werk endet die Lesung und Freunde von Sabottkas Schreibkunst sehnen sich bereits nach dem nächsten Jahr.