Hozier und das Radio-Wunschkonzert
Hozier macht nicht viel Wind um seine Person und hat kein Interesse am Star-Rummel. Es dürfte für ihn aber dennoch relativ schwer sein, anonym in der Menge abzutauchen und ungestört in einer Bar ein Bier zu trinken.
Es kommt manchmal vor, dass man bei Türöffnung bis an die nächste Strassenecke in einer Schlange steht. Wenn diese sich aber 15 Minuten vor Konzertbeginn von Hozier einmal ums ganze Volkshaus erstreckt, ist irgendetwas schief gelaufen. Anscheinend waren die Ticketscanner dermassen langsam, dass der Einlass nur schleppend vorangeht.
Für den Support-Act Daniel Keenan ist das relativ schade. Bei Beginn spielt er deshalb nur vor einer Handvoll Leute statt vor ausverkauftem Haus. Keenan steht mit seiner Gitarre auf der Bühne und spielt Songs aus seinem Leben. Erfahrungen in der Liebe, Träume, er verarbeitet seine Erlebnisse in Liedern. Immer wieder sagt er sehr bescheiden wie dankbar er für die Gelegenheit ist, mit Hozier auf Tour sein zu können. Bedankt sich für das Gefühl, willkommen zu sein und hofft auf einen Platz in unseren Herzen.
Inzwischen ist das Volkshaus voll. Persönlich überrascht mich das etwas. Als ich im Bekanntenkreis meinte, ich würde Hozier fotografieren, sah ich im Normalfall nur Fragezeichen in den Augen. Sobald man Take me to Church anstimmte, war er aber ein Begriff. Offenbar habe ich vor dem Konzert keine hartgesottenen Fans angesprochen, denn die bewiesen Song für Song, dass man von Hozier durchaus mehr als nur den einen Hit kennt.
Man könnte argumentieren, es sei generell schwer, das Publikum in der hintersten Reihe zu erreichen. Mich hat die Performance aber definitiv nicht eingefangen, weshalb ich mehrheitlich nur mit leicht wippendem Fuss dastand. Der erwartete Begeisterungssturm blieb bei mir aus.
Vermutlich ernte ich entsetzte Blicke, aber ich werde kein grosser Fan von Hoziers Musik werden. Dafür sind mir die Songs einerseits zu ähnlich und wenn sie dann doch mal anders klingen, stammen sie mir aus zu unterschiedlichen Genres. Vielleicht lag es auch an der Playlist, aber von einem eher nachdenklichen Blues-Song zu einem R&B-angehauchten Sommerhit überzugehen, war fast wie wenn im Radio-Wunschkonzert ist und die Songs thematisch dann nicht so passend aufeinanderfolgen.
Das veranstaltete Lichtspektakel erzeugte fantastische Effekte, nahm aber auch relativ viel Platz auf der Bühne ein. Eines muss man ihm lassen: Er interagierte sehr häufig mit dem Publikum, platzierte den ein oder anderen Spruch und erzählte uns bei praktisch jedem Song die Hintergründe zur Entstehung. Bei manchen musste man herzhaft lachen, andere stimmten nachdenklich.
Die Geschichten rund um seine Musik haben mir einen ganz anderen Zugang zu seinen Songs ermöglicht. Wenn ich sie mir einzeln oder in einer anderen Setlist-Zusammenstellung anhöre, dann werde ich sie in Zukunft sicher mehr geniessen, als am heutigen Abend. Und vielleicht werde ich ja doch noch zu einem Fan von dem Musiker, der sich ausdrücklich in kein Schema pressen lassen will.