hubris. – Metempsychosis

Mit neuem Album und Besetzung melden sich hubris. zurück. Das Ergebnis lässt sich sehen: Metempsychosis besticht mit gitarrengetriebenem und malerischem Post Rock. Idyllischer Stoff erster Güte.

hubris. – Metempsychosis

Die Freiburger Post-Rock-Band hubris. hat mit ihren beiden Alben Emersion und Apocryphal Gravity in der Szene bereits auf sich aufmerksam gemacht. Unter neuer Besetzung hat die Band um Schlagzeuger Nathan Gros und Gitarrist Jonathan Hohl mit Metempsychosis nun einen mehr als würdigen Nachfolger in die Welt gesetzt. Ein Album über griechischen Sagen mit göttlich hypnotisierendem Sound.

Hepius

Über tickender Perkussion eröffnen erste flächige Synthie-Wellen den Blick in die verträumte Post-Rock-Welt von hubris. Ein Schlagzeug setzt groovige Akzente und wehmütige Gitarren beginnen eine bittersüsse Melodie anzustimmen. Auf den ersten Schwall der Klampfen wirkt der Sound der Band sedativ und schwärmerisch, dank nimmeranhaltender Perkussion zieht einem das nachhallende Songgefüge immer noch in den Bann.

Die Intensität steigt, der Sound gewinnt an Gewicht und mit dem ersten donnernden Schlagzeugbeat nimmt man Fahrt auf in Richtung traumhafter Gezeiten. Erste Reverb-Wellen schwappen über, verspielte Math-Rock-Licks bringen beissende Verzerrung ins Spiel und ein groovendes Schlagzeug hält das Ganze zusammen.

Von zerbrechlicher Klanglandschaft in den Verzerrungsschwall

Die Riffs bekommen mehr Ecken und Kanten und beissen sich in die Trommelfelle hinein, ehe mit einem letztem Verzerrungsschwall das zuvor antreibende Quartett in ruhige Gewässer fährt. Über pulsierendem Synthie ergreifen die sphärischen Gitarren erneut das Zepter, ehe der instrumentale Aufbau der zerbrechlichen Klanglandschaft erneut von vorne beginnen kann und alles allmählich in angezerrtem Nebel verblasst.

Hepius. Bereits der Opener der Scheibe ist ein Gedicht von Post Rock. Packend, bewegend, ruhig und reichlich hypnotisierend. Zerbrechliche und mähnenschwingende Gitarrenarbeit über elf träumerischen Minuten. Damit auch gleich der längste Song des neuen Albums. Keine Sekunde zu kurz.

hubris.
Lucien Leclerc, Jonathan Hohl, Matthieu Grillet, Nathan Gros. Bild: zvg

Alte Sagen und göttlicher Sound

Metempsychosis bedeutet übersetzt die Transmigration der Seele und bezieht sich in erster Linie auf die Reinkarnation nach dem Tod. hubris. lassen den Begriff in den griechischen Sagen wiederfinden und spiegelt deren Geschichten in ihren komplexen Kompositionen wieder, welche als eine ihrer Hauptquellen für die Inspiration dieses Albums diente.

Jeder Song der Scheibe erzählt eine andere Sage. Der Song Heracles ist in zwölf Teile aufgeteilt, welche die zwölf verschiedenen Aufgaben des Herakles symbolisieren. So findet sich neben Herakles auch die Geschichten von Icarus, Dedalus, Hepius, Dionysus und Adonis wieder.

Dionysus

Ein weiteres Bijou des Albums ist Dionysus. Der Track lädt mit nachhallenden Tönen und vorpreschendem Drum auf die abgespacede Post-Rock-Tanzfläche ein, falls es so etwas überhaupt geben sollte. Wenn ja, liefern hubris. den passenden Sound dazu. Von Anfang an spielt die Band mit ordentlich Zug und treiben an, ohne die Verzerrung direkt walten zu lassen. Die Gitarrenarbeit von Jonathan Hohl lässt die komplexen Math-Rock-Licks geschmeidig und beinahe natürlich klingen, wodurch der Song seine feinseitige Idylle behält.

Doch bei fast elf Minuten Songzeit passiert vieles. Auch hier bricht der angestaute Lärmdamm und dieser lässt kraftvolle Gitarrenriffs durch die Gehörgänge donnern, bei welchem der Nacken wie von Geisterhand zum leichten Headbangen verleitet wird.

Beinahe jeder Song findet seine ruhige Ecke und weiss doch, sich in sphärische Höhen zu katapultieren. Ein Post-Rock-Rausch erster Güte, ob still oder wild.

Idyllische Ebbe, verzerrte Flut

Die Sagen sind malerisch und bewegend umgesetzt. Auf und ab auf hohem Niveau. Intensität und Ruhe wirken wie Ebbe und Flut, nur vereinzelt gibt es plötzliche Übergänge durch vorpreschende Riffs. Die Tracks bieten sich durch ihre lange Spieldauer an, durch Reverb und Echo – etwa bei Adonis – dichte Post-Rock-Gerüste zu weben und sich minutiös in die Experimental-Ekstase hinzuarbeiten.

hubris. bieten gitarrengetriebenen Post Rock über grossartiger Rhythmik, mitreissend, dynamisch und wahnsinnig gut produziert. Ein spannendes und ergreifendes Album, für Post-Rock-Fans ein Muss.

Wer die Scheibe kaufen oder auf Vinyl oder CD will, kann die Bandcamp-Seite der Band besuchen.