Ja, Panik – DMD KIU LIDT
Ja, Panik ist eine Rockband. Das meint Wikipedia zumindest, doch die fünf in Berlin wohnhaften Österreicher bieten auf ihrer vierten Scheibe viel mehr als simples Gitarren-Gedöns. Sie jonglieren nicht nur mit den Sprachen, sondern verdrehen musikalische Einflüsse zu eine, abwechslungsreichen Sound.
Zugegeben, Ja, Panik ist gewöhnungsbedürftig. Schon der Albumtitel DMD KIU LIDT – ausgeschrieben Die Manifestation des Kapitalismus in unserem Leben ist die Traurigkeit – zeigt uns an, dass kein Mainstream-Einheitsbrei erwartet werden darf. Sänger Andreas Spechtl und seine Mitmusiker scheren sich nämlich nicht gross um Konventionen.
Auffällig vom ersten Titel an, ist das ständige Hin und Her der Sprachen. Englisch und Deutsch verfliessen in einer unbekannten Selbstverständlichkeit. Genauso selbstverständlich spielen Ja, Panik mit verschiedensten Einflüssen; Blues, deftige Riffs, Punk und klassische Elemente, um nur ein paar wenige zu nennen. Die Band bietet dem Hörer alles, was er meint zu kennen, rührt einmal kräftig und schüttelt es heftig. Das Ergebnis ist eine virtuose Platte, die einer klanglichen Reise durch unerforschte Wälder und Täler parat hält.
Trotzdem gleiten Ja, Panik nicht in eine fantastische Welt ab, bleiben stets am Boden der nüchternen Tatsachen. Melancholisch bis wütende Texte versammeln sich auf DMD KIU LIDT, geben den Musikern einen rebellischen Anstrich, der ohne Zweifel ebenso zu ihren Arrangements passt. «Ich lerne langsam sprechen / und dass man sich nicht selbst zerstört / Doch vielleicht sollt‘ ich davon gar nicht lassen / Es hat ja alles keinen Sinn / Der Hass hat sich so tief in mich gefressen / dass ich wohl ganz verloren bin» heisst es im Song Nevermind.
Ja, Panik ist Ausdruck der allgegenwärtigen Orientierungslosigkeit ohne zu wissen, ob Resignation oder Aufbegehren das heilende Mittel ist. Das Album ist ein kurzer Stillstand in der urbanen Alltagshektik. Das moderne Leben ist Krieg. So sehr die Lyrics unter die Haut gehen, so expressiv und variabel ist die Stimme Spechtls. Krächzend klagt er an, um kurz darauf in fast flüsternder Intonation seiner Verzweiflung über den Status Quo Ausdruck zu verleihen.