Kunterbuntes Miteinander
Das 22. Schlauer Bauer Open Air bot dem Publikum bei fast ausschliesslich sonnigem Wetter eine musikalische Wundertüte, verpackt in ein herrlich friedliches Ambiente. Ein Beweis, dass es eine Alternative zum Gedränge der Streetparade gibt.
Mit der lokalen Reggae-Formation wurde das kleine Open Air am Freitagabend eröffnet. Der entspannte Mood vermochte die Woche auszuläuten und dabei gleichzeitig die Vorfreude auf die kommenden Tage nochmals anzuheizen.
Und was die Organisatoren für diesen Abend noch im Ärmel hatten, war mehr als ein Trumpf. You&I, eine schweizerisch-amerikanischen Band, präsentierte ihren kraftvollen Mix aus Blues, Soul mit einer starken Prise Rock, der die Zuhörer direkt in die Weiten des Mittleren Westens trug.
Die Zürcher Band Ginger sandte das Publikum dafür in ganz andere Welten. Ihr psychedelischer, von langen Gitarren-Soli dominierter Rock war der Höhepunkt für Liebhaber dieser Musik. Musikalisch abgerundet von einer Mischung aus Polka, Punk und Ska, jagten Palko Muski ihren rasanten Sound durch die Boxen, so dass einfach jeder tanzen musste. Vom einsetzenden Regen liess sich die Menge vor der Bühne nicht beeindrucken.
Das Schlauer Bauer Open Air bietet aber mehr als nur aus dem Rahmen fallende Musik. Legendär ist das Chai-Zelt, wo Kaffee, Kuchen und Tee serviert wird. Auf gemütlich weichen Sofas lässt sich auch mit müden Beinen einen amüsanten Abend verbringen.
Aussergewöhnlich für eine solche Veranstaltung ist auch das Essen. Man geniesst das biologische Menü nicht etwa auf hässlichen Papptellern, sondern es wird mit richtigem Besteck und Porzellan diniert. Dafür gibt es denn auch ein Abwaschzelt.
Am Samstagnachmittag bestand die Möglichkeit an Workshops teilzunehmen. Einige flochten Weiden oder liessen ihr Djembe über das überschaubare Gelände hallen. Oder man lag beim herrlichen Wetter einfach auf der Wiese und genoss die Atmosphäre.
Gegen den Abend ging es auf der Hauptbühne wieder mit mehr Musik los. Wendy McNeill zog die Besucher allerdings nicht ihn Scharen zu sich, zu sanft und unaufdringlich war ihre Solo-Auftritt. Dafür trat Verena von Horsten mit ihren feuerroten Haaren kräftig aufs Gas, überzeugt die Anwesenden mit einer energiegeladenen Stimme und Melodien zwischen Balladen und Rebellion.
Eher verhalten meldete sich dann der dritte Act des Abends, The Calling Sirens. Der Einstieg mit einem langsamen Blues nahm dem Abend etwas den Wind aus den Segeln. Doch je länger sie die Band spielte, desto mehr drehten sie auf.
Bevor jedoch die letzten beiden Gruppen, Keko Yoma und Guts Pie Earshot, ihren grossen Moment hatten, erzählte der Cirque de Loin eine ungewöhnliche Liebesgeschichte. Eigenartig und doch atemberaubend mit halsbrecherischer Akrobatik erschufen die Künstler einen verträumten Augenblick, der leider durch einen Stromausfall getrübt wurde.
Schliesslich wurde die Besucher mit den wilden und schnellen Klängen von Keko Yoma und Guts Pie Earshot in die Nacht entlassen.
Mit der langen Tradition des «Schlaubi» ist auch das ursprüngliche Publikum gealtert, neue sind dazu gekommen. Die 1500 Besucher waren eine bunte Menge aus 68er, Neo-Hippies, Punks, Gruftis, Metalheads… Doch es ist auch Spielplatz junger Familie der alternativen Szene. Generationen- oder Szene-Konflikte kennt das Open Air trotz dieses facettenreichen Gemischs nicht. Das Schlauer Bauer basiert noch immer auf freiwilliger Arbeit und die Freude der Besucher ist der Lohn.