Ein Kindskopf namens Black
Jack Black und Kyle Gass alias Tenacious D beehrten die Samsung Hall mit einer seltsamen Show rund um sexdurstige Amazonen, Rock-Dämonen und Ku-Klux-Klan-Soldaten.
Der Kontrast könnte kaum krasser sein: So viel Musikgenie, so viel Gefühl und das für so banalen Blödsinn. Jack Black und Kyle Gass alias Tenacious D gastieren in der vollen Samsung Hall in Zürich und machen Sachen, die absurd-infantiler kaum sein könnten.
Zunächst beginnt die Show mit einem Trickfilm, unterbrochen durch Songs, die Tenacious D hinter einem transparenten Vorhang spielen. Im Film namens Post-Apocalypto – so heisst auch das aktuelle Album, und es soll laut Jack Black dem Konzept Rock-Oper à la Pink Floyd oder The Who Rechnung tragen – gehts um Jack und Kyle, die als Überlebende der Apokalypse zunächst in die Fänge sex- und machthungriger Amazonen geraten. Dort zeugt Black ein Kind, das ihn aus der Zukunft drangsaliert. Dabei kommen ein ebenfalls sexdurstiger Roboter, vor dem weissen Haus patrouillierende Ku-Klux-Klan-Soldaten und die Pyramiden von Gizeh auf die Leinwand. Klamauk also, kunterbunter könnte er kaum sein.
Nach 40 Minuten ist das irrwitzige Spektakel zu Ende, das dem Publikum nicht wirklich zusagt. Jack und Kyle läuten endlich Set 2 mit den grössten Hits ein – wobei die Band in Wahrheit nur gerade mit Tribute einen solchen verzeichnen konnte. Fürs Publikum gibts indes viele Hits. Es johlt im zweiten Teil Zeile für Zeile mit. Von Anfang bis Schluss.
Dabei ist dieser Teil nicht minder klamaukig als der Trickfilm. Nun sind es Dämonen, die akustischen Tribut zollen. Oder Geständnisse der fülligen Rocker, wie sie eine Frau am liebsten begatten würden. Die Songs sind inhaltlich zwar so dumm wie nur möglich, doch kompositorisch clever und im Arrangement dynamisch interpretiert. Jack Black ist darüberhinaus schlicht ein hervorragender Sänger, der einfach nicht in die Rolle passt, die er sich selber zumisst.
Genau darin steckt der Geist von Jack Blacks Komödie. Seine Figur will etwas sein, was ihr Wesen niemals zulassen wird, wenngleich es die technischen Voraussetzungen dafür erfüllt. Die Reaktion der beiden Musiker darauf ist sowohl Spott an der heiligen Aura des Rock’n’Rolls, als auch die Glorifizierung derselben. Jack Black und Kyle Glass wollen sich nicht entscheiden. Weil der Rock’n’Roll, den sie so lieben, sie im Gegenzug verachtet. Wer all diese Songs Wort für Wort mitsingt, trägt diesen inneren Konflikt womöglich genauso in sich.