Ein Abend in Schweiss und Bier
The Mystery Lights haben vergangenen Donnerstag das Nouveau Monde unsicher gemacht. Dazu als Vorgeschmack eine Ode an den Trash Blues dank Virgin Bitch. Ein Abend im Zeichen bier- und schweissbefleckter Kleider.
Das zuletzt erschiene Album Too Much Tension! könnte die Band nicht besser beschreiben. Das ungezügelte Rock’n’Roll-Quintett aus Brooklyn bringt mit kratzender Stromgitarrenpower und Retro-Synthie jeglichen Saal zum Kochen. The Mystery Lights lieferten dem Nouveau Monde zusammen mit Virgin Bitch aus Biel einen Besuch ab.
Eine Ode an den Blues Trash
Virgin Bitch nimmt die Bühne in Beschlag. Mit Tequila und Schellenkranz bewaffnet predigt der Sänger rotzigen Blues Trash, hochprozentig und höchst einfahrend. Dreckige Blueslicks über polternden Drums, dazu der Gesang eines Mond-anheulenden Hundes. Die Seele wird sich aus dem Leib gekrächzt. Musik, die durstig macht. Man möchte einen ganzen See austrinken, aber es bleibt nur Bier.
Teuflisch betrunken
Im Strobolicht weicht der Tequila der Mundharmonika, soliert wird wie Angus Young, schüttelnd und eksasierend am Boden. Mundharmonika für Hartgesottene. Über geschmeidig kantigen Blues-Rock Riffs spielt sich das Trio in lärmige Tanzlaune. Der Saal füllt sich ebenso schnell wie der Sänger mit Alkohol. Teuflisch betrunkener Blues Trash von betrunken teuflischen Virgin Bitch.
Rau, rasant, Virgin Bitch
Gut 45 Minuten lang wird das Nouveau Monde mit schnittigem Impro-Blues-Trash bedient, bis schlussendlich auch die Tequila-Flasche leer ist. Virgin Bitch, der Kellner deines Vertrauens, auch wenn sie die Hälfte deiner Bestellung selber runtergurgeln. Wer es teuflisch, ruppig und ausartend mag, findet mit diesem Trio seine Erleuchtung, auch wenn diese mit ausgeschüttelter Mähne und Brummschädel in Begleiterscheinung kommt.
Dröhnende Rock’n’Roll-Sauna
Aus den Boxen dröhnt in der Zwischenzeit Reverend Beat-Man (was will man mehr?), der Saal füllt sich allmählich und nimmt je länger wie mehr Gestalt einer Sauna an. Dann wird es Zeit für mehr Ausufern, mehr krachende Schultern und überschwappende Crowdsurfer: The Mystery Lights betreten die Bühne. Der Saal wird dunkelrot geflutet und mit I’m So Tired (Of Living In The City) nimmt die Rock’n’Roll-Sauna ihren Lauf. Der charismatische und explosive Sänger Mike Brandon ist auf der Bühne kaum zu halten, entlockt seiner Gitarre die wildesten Töne und lässt Mick Jagger älter aussehen, als er bereits ist.
Garage Rock, Bier und Schweiss
Nach drei Lieder hat sich das Publikum in den vorderen Reihen bereits in eine tanzlustige Meute verwandelt und Bier landet überall, ausser dorthin wo es hingehört. The Mystery Lights beschallen derweil den Saal mit gut geöltem Rock’n’Roll und einer ordentlichen Prise Garage. Die energiegeladene Band lässt einem keine Verschnaufpause und beliefert ein hungriges Publikum mit rasanten und psychedelisch angehauchten Tracks. Vereinzelte Crowdsurfer wagen sich auf die explosiven Lärmwellen und werden nach und nach von der Meute verschluckt.
Eine ungezügelte Rock’n’Roll-Maschinerie
The Mystery Lights besticht mit einem lärmigen Gebräu von 60ies-Garage-Rock, wilden Punk-Einflüssen der 70er und kalifornischem Retro-Sound. Über die kurzen Jahre hinweg hat sich das Quintett einen Ruf als ungezügelte Live-Band mit ausufernden Konzerten erschwitzt, ergröhlt und erarbeitet. Ohne Frage, man hat Beweis genug: Kein Haar steht gerade, der Boden wird schweiss- und biergetränkt und die Tanzbeine ausgeschwungen. Anderthalb Stunden befindet man sich in diesem engen und wilden Mischmasch aus Tanz, rauem Garage-Rock, schreiendem Synthie, Sänger und Publikum. Ein Donnerstagabend, als wäre es der letzte der Welt.
Die Konzertfotos wurden uns freundlicherweise vom Fotografen Pascal Jan zur Verfügung gestellt.