Wie können Fotoverträge aus der Welt geschafft werden?
Unser Boykott der Guns N‘ Roses in Zürich hat für Aufsehen gesorgt. Die Problematik der Fotoverträge ist damit aber nicht aus der Welt geschafft.
Negative White hat auf eine Berichterstattung von Guns N‘ Roses im Zürcher Stadion Letzigrund verzichtet. Grund dafür war ein aus unserer Sicht unhaltbarer Vertrag für die Fotografen. Wir haben unsere Entscheidung auch in einem Artikel transparent gemacht. Der Artikel sorgte für hohe Wellen und wurde von deutschen und US-amerikanischen Musikmedien zitiert.
So weit, so schön. Wir hatten unser 15 Minuten Ruhm. Und das Thema hat wieder etwas Aufmerksamkeit erhalten.
An der Problematik der Fotoverträge wird allerdings auch unser Artikel, der nur der letzte in einer ganzen Reihe ist, nichts verändern. Die restriktiven Formulierungen greifen weiterhin direkt in die publizistische Freiheit der Medien ein.
Die Schuldfrage
Noch einmal muss betont werden, dass die Veranstalter nichts mit den Verträgen am Hut haben. Die Managements der Künstler legen die Verträge vor, sie sind die genannte Partei in den Dokumenten und sichern sich die Verwertungsrechte an den Bildern.
Man kann nun den Managements die alleinige Schuld an den Knebelverträgen geben. Es ist sicher ein Versuch, das öffentliche Image zu kontrollieren. Andererseits versuchen sich die Bands bis zu einem gewissen Grad zu schützen.
Es gab und gibt aber immer wieder schwarze Schafe unter Konzertfotografen, die Bilder nicht im publizistischen Kontext verwertet haben, sondern Kalender, Poster und Shirts gedruckt haben. Diese kommerzielle Nutzung muss ausgeschlossen werden. Das ist vollkommen legitim. Fraglich bleibt aber, ob sich dadurch die kollektive Bestrafung aller Fotografen rechtfertigen lässt.
Ein Lösungsvorschlag
Wie also können die Fotoverträge aus der Welt – oder fangen wir klein an: der Schweiz – geschafft werden?
Dafür müssen Medienvertreter und Veranstalter zusammen an den Tisch kommen und eine Lösung ausarbeiten, die alle Beteiligten gleichermassen schützt. Es liegt nämlich nicht im Interesse der Veranstalter, wenn ihre Veranstaltungen boykottiert werden, weil eine umfassende Berichterstattung verunmöglicht wird. Der Verband der Schweizer Fotojournalisten hat bereits eine Charta mit dem Montreux Jazz Festival und dem Paléo Festival ausgearbeitet. Das könnte ein möglicher Ansatz sein.
Die Interessen aller Parteien müssen gewahrt werden. Akkreditierte Fotografen müssen sich verpflichten, die Fotografien ausschliesslich im redaktionellen Kontext zu verwenden – auf keinen Fall in einer Kommerzialisierung. Ansonsten droht ein permanenter Bann durch alle Veranstalter. So würden die schwarzen Schafe schnell ausgemerzt, ohne dass die Mehrheit der Ehrlichen leidet.
Durch eine verbindliche Vereinbarung zwischen Veranstaltern und Medien können die Managements direkt angesprochen werden und vielleicht eher von einem restriktiven Vertrag, der die Fotografen um ihre Rechte bringt, abgebracht werden.