Black Honey: Wenn Tarantino-Look auf Gothic Chic trifft
Black Honey werden gerne mit dem Label «Americana-Psych-Rock-Band» versehen. Doch die Band um Sängerin Izzy Phillips stammt von der windigen Südküste Englands, genauer gesagt aus Brighton, und hat gerade ihr selbstbetiteltes Debüt veröffentlicht.

Surreal und trippy. Nein, die Rede ist nicht von 6ix9ine oder einem sonstigen ständig murmelnden Trap- oder Soundcloud-Rapper. Es geht um die Verschmelzung von Tarantino und Warhol. Und dies nicht in bildlicher Form, sondern in musikalischer. Genauer gesagt in Form der englischen Rockband Black Honey. Seit 2014 vermengen die vier Musiker ihren Sound mit einer Prise Neuzeit Western, einem Hauch Gothic Chic und einer psychedelischen Mischung aus Kill Bill und Andy Warhols Inszenierung von Marilyn Monroe.
Nach vier Jahren, zwei EPs, acht Singles und Konzerten quer durch England, in Asien und als Support Act von Royal Blood ist es an der Zeit für das Debüt-Album des umjubelten Quartetts. Und damit auch jeder weiss was Sache ist, heisst die Scheibe prägnant und einfach Black Honey. Doch kein Black Honey-Release ohne passendes Artwork zwischen 70’s Rock und Pop-Art Verspieltheit, frisch-fröhlich angefertigt von der heimischen Grafik Künstlerin Olivia Savage:

Schmackes statt Walt Disney
Doch nun mehr zum eigentlichen Inhalt dieses Albums, den Songs natürlich. Zusammengefasst bieten die insgesamt zwölf Stücke den passenden Soundtrack zum feurigen Bettgehüpfe oder der Autofahrt auf der endlos wirkenden Strasse eines staubig-schönen Coming-Of-Age-Roadmovie. True Romance meets Rock’n’Roll sozusagen. Perfekt verbildlicht und auch hörbar durch Sängerin Izzy: 90s Grunge Girl, Femme Fatale, Killer Queen und Frontfrau in einem. Und gleich mit dem Opener I Only Hurt The Ones I Love wird klar: Hier wird Schmackes abgeliefert und nicht softer Indie Rock für Walt Disney-Fans.
I saw the world fading into your skin
And the sky as I started to spin
Cross your heart and hope to die
I’ll break you just like you broke mine
Mit Midnight folgt ein erster Stilbruch auf dem Album. Der Song hebt sich mit dem brachialem Electronic.Einschlag und einem glitzerig-schönen Disco Touch von den üblichen Stücken der Band ab, hört sich zeitweise wie die frühen Justice an. Stampfend und wummernd wie eine Dampflok, einnehmend wie die neuste Nightlife-Droge. Ein Stück zudem man entweder über die Tanzfläche fegt oder gemeinsam um Mitternacht den Bettrost zum Einsturz bringt.
Feurige Romanzen und stürmisches Fieber
Und weiter gehts mit der Reise durch die verschiedensten Musikstile: Geradlinige Drumbeats treffen auf dumpfe Bässe, treffen auf Vocal Distortion, treffen auf zweideutige Lyrics. Mit seiner Kühle und Geradlinigkeit besitzt Bad Friends schon fast was Industrial-mässiges. So als ob Duran Duran sich mit Blondie vergnügt hätten und dabei Freundschaft mit Liebschaft verwechselten. Denn vielleicht stecken hinter den zwei schlechten Freunden umso bessere Liebhaber, welche sich früher oder später dem stürmischen Fieber nicht mehr entziehen können:
I want that thunder
Coming up like a fever
I want that thunder
Coming up like a fever, yeah
Um die Schönheit und die Harmonie einer Romanze festzuhalten, schalten Black Honey beim Stück Blue Romance einen Gang zurück und drosseln das Tempo um Liebe und Lust Raum zum Atmen zu lassen. Wo Midnight etwas gar nervös daherkommt und Bad Friends mitunter monoton wirkt, überzeugt Blue Romance mit seiner Einfachheit. Jedes Instrument kommt zum Tragen und Izzys Stimme kommt entschleunigt klarer daher, wirkt sogar angenehm einfühlsam und sanft.

Rock’n’Roll oder eher Pop’n’Roll?
Crowded City gewinnt nach dem gemächlichen Blue Romance zwar wieder einiges an Tempo, kommt durch seine süffige Aufmachung aber eher wie ein Popsong daher, der mit dem Rock’n’Roll des restlichen Albums liebäugelt. Nicht dass es dem Stück an Gehalt fehlt, doch könnte der Refrain mit seinen Synthesizer Wänden und den lieblichen, von Autotune getränkten «Uuuh-uuuhs» von Sängerin Izzy geradeso gut auf der dritten Single-Auskopplung der Popband deiner Wahl zu finden sein.
Angelangt in der Mitte des Albums ist zu merken, dass da noch was kommen muss, um nicht in der Eintönigkeit von hallenden Gitarren-Riffs und Autotune-Auswüchsen zu enden. Bei Hello Today wird anschliessend nicht nur mit Französisch-Vokabeln gespielt, sondern auch ein markant eingängiger Chorus geboten. Und über den direkten Drumbeat legen sich nebst Izzys in diesem Fall helle und klare Wortspielereien messerscharfe Gitarren Gewitter, welche Hello Today die nötige Dramatik verleihen. Die Band ist wieder auf Kurs und Tarantino würde entzückt Beifall klatschen.
«There Goes My Baby»
Stück Nummer 8 namens Baby wirkt angenehm zahm und legt nicht einen Zacken zu, sondern gibt zur Temporeduzierung sogar ein, zwei davon ab. «There goes my baby», säuselt die wundersame Frontdame verträumt. Um darauf mit Synthesizer-Glanz und Akustikgitarre im Rücken in die zweite Strophe zu starten. Irgendwo zwischen ABBA-Glamour und Soft-Pop-Vocals wirkt das Stück dank seinem gemächlichen Tempo schon fast wie die nicht erwartete Herzensbrecher-Ballade dieser doch ziemlich schlagfertigen und wilden Truppe.
Um nicht alle Songs auf Black Honeys farbenfrohen und verspielten Debütalbum vorweg zu nehmen, schliessen wir die Reise durch dieses Western-Kulisse, Tarantino-Optik und Zunge schnalzendem Psychedelic-Rock-Abenteuer mit einem grossen Highlight dieser Scheibe: Dig ist durch und durch ein Stück Musik für die Ewigkeit und fasst zusammen, was Black Honey auf gewisse Weise so einzigartig macht.
Don’t you know,
You make it right,
Golden bullet through my brain,
Midnight diving, dinner cracks,
When you see velvet I see black.
Bassläufe so schwer und düster wie die Lyrics, staubige Drums und hallende Gitarren Wände treffen auf eine betörend-bedrohliche Frauenstimme. Diese treibt einem einerseits ungestüm in die Ecke, um andererseits mit zuckersüssem Säuseln das Herz zum Lodern zu bringen. Black Honey; eine Band und ein Album, an denen man sich wahrlich die Finger verbrennen kann.
Black Honey werden gerne mit dem Label «Americana-Psych-Rock-Band» versehen. Doch die Band um Sängerin Izzy Phillips stammt von der windigen Südküste Englands, genauer gesagt aus Brighton, und hat gerade ihr selbstbetiteltes Debüt veröffentlicht.
Surreal und trippy. Nein, die Rede ist nicht von 6ix9ine oder einem sonstigen ständig murmelnden Trap- oder Soundcloud-Rapper. Es geht um die Verschmelzung von Tarantino und Warhol. Und dies nicht in bildlicher Form, sondern in musikalischer. Genauer gesagt in Form der englischen Rockband Black Honey. Seit 2014 vermengen die vier Musiker ihren Sound mit einer Prise Neuzeit Western, einem Hauch Gothic Chic und einer psychedelischen Mischung aus Kill Bill und Andy Warhols Inszenierung von Marilyn Monroe.
Nach vier Jahren, zwei EPs, acht Singles und Konzerten quer durch England, in Asien und als Support Act von Royal Blood ist es an der Zeit für das Debüt-Album des umjubelten Quartetts. Und damit auch jeder weiss was Sache ist, heisst die Scheibe prägnant und einfach Black Honey. Doch kein Black Honey-Release ohne passendes Artwork zwischen 70’s Rock und Pop-Art Verspieltheit, frisch-fröhlich angefertigt von der heimischen Grafik Künstlerin Olivia Savage:
Schmackes statt Walt Disney
Doch nun mehr zum eigentlichen Inhalt dieses Albums, den Songs natürlich. Zusammengefasst bieten die insgesamt zwölf Stücke den passenden Soundtrack zum feurigen Bettgehüpfe oder der Autofahrt auf der endlos wirkenden Strasse eines staubig-schönen Coming-Of-Age-Roadmovie. True Romance meets Rock’n’Roll sozusagen. Perfekt verbildlicht und auch hörbar durch Sängerin Izzy: 90s Grunge Girl, Femme Fatale, Killer Queen und Frontfrau in einem. Und gleich mit dem Opener I Only Hurt The Ones I Love wird klar: Hier wird Schmackes abgeliefert und nicht softer Indie Rock für Walt Disney-Fans.
I saw the world fading into your skin
And the sky as I started to spin
Cross your heart and hope to die
I’ll break you just like you broke mine
Mit Midnight folgt ein erster Stilbruch auf dem Album. Der Song hebt sich mit dem brachialem Electronic.Einschlag und einem glitzerig-schönen Disco Touch von den üblichen Stücken der Band ab, hört sich zeitweise wie die frühen Justice an. Stampfend und wummernd wie eine Dampflok, einnehmend wie die neuste Nightlife-Droge. Ein Stück zudem man entweder über die Tanzfläche fegt oder gemeinsam um Mitternacht den Bettrost zum Einsturz bringt.
Feurige Romanzen und stürmisches Fieber
Und weiter gehts mit der Reise durch die verschiedensten Musikstile: Geradlinige Drumbeats treffen auf dumpfe Bässe, treffen auf Vocal Distortion, treffen auf zweideutige Lyrics. Mit seiner Kühle und Geradlinigkeit besitzt Bad Friends schon fast was Industrial-mässiges. So als ob Duran Duran sich mit Blondie vergnügt hätten und dabei Freundschaft mit Liebschaft verwechselten. Denn vielleicht stecken hinter den zwei schlechten Freunden umso bessere Liebhaber, welche sich früher oder später dem stürmischen Fieber nicht mehr entziehen können:
I want that thunder
Coming up like a fever
I want that thunder
Coming up like a fever, yeah
Um die Schönheit und die Harmonie einer Romanze festzuhalten, schalten Black Honey beim Stück Blue Romance einen Gang zurück und drosseln das Tempo um Liebe und Lust Raum zum Atmen zu lassen. Wo Midnight etwas gar nervös daherkommt und Bad Friends mitunter monoton wirkt, überzeugt Blue Romance mit seiner Einfachheit. Jedes Instrument kommt zum Tragen und Izzys Stimme kommt entschleunigt klarer daher, wirkt sogar angenehm einfühlsam und sanft.
Rock’n’Roll oder eher Pop’n’Roll?
Crowded City gewinnt nach dem gemächlichen Blue Romance zwar wieder einiges an Tempo, kommt durch seine süffige Aufmachung aber eher wie ein Popsong daher, der mit dem Rock’n’Roll des restlichen Albums liebäugelt. Nicht dass es dem Stück an Gehalt fehlt, doch könnte der Refrain mit seinen Synthesizer Wänden und den lieblichen, von Autotune getränkten «Uuuh-uuuhs» von Sängerin Izzy geradeso gut auf der dritten Single-Auskopplung der Popband deiner Wahl zu finden sein.
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Angelangt in der Mitte des Albums ist zu merken, dass da noch was kommen muss, um nicht in der Eintönigkeit von hallenden Gitarren-Riffs und Autotune-Auswüchsen zu enden. Bei Hello Today wird anschliessend nicht nur mit Französisch-Vokabeln gespielt, sondern auch ein markant eingängiger Chorus geboten. Und über den direkten Drumbeat legen sich nebst Izzys in diesem Fall helle und klare Wortspielereien messerscharfe Gitarren Gewitter, welche Hello Today die nötige Dramatik verleihen. Die Band ist wieder auf Kurs und Tarantino würde entzückt Beifall klatschen.
«There Goes My Baby»
Stück Nummer 8 namens Baby wirkt angenehm zahm und legt nicht einen Zacken zu, sondern gibt zur Temporeduzierung sogar ein, zwei davon ab. «There goes my baby», säuselt die wundersame Frontdame verträumt. Um darauf mit Synthesizer-Glanz und Akustikgitarre im Rücken in die zweite Strophe zu starten. Irgendwo zwischen ABBA-Glamour und Soft-Pop-Vocals wirkt das Stück dank seinem gemächlichen Tempo schon fast wie die nicht erwartete Herzensbrecher-Ballade dieser doch ziemlich schlagfertigen und wilden Truppe.
Um nicht alle Songs auf Black Honeys farbenfrohen und verspielten Debütalbum vorweg zu nehmen, schliessen wir die Reise durch dieses Western-Kulisse, Tarantino-Optik und Zunge schnalzendem Psychedelic-Rock-Abenteuer mit einem grossen Highlight dieser Scheibe: Dig ist durch und durch ein Stück Musik für die Ewigkeit und fasst zusammen, was Black Honey auf gewisse Weise so einzigartig macht.
Don’t you know,
You make it right,
Golden bullet through my brain,
Midnight diving, dinner cracks,
When you see velvet I see black.
Bassläufe so schwer und düster wie die Lyrics, staubige Drums und hallende Gitarren Wände treffen auf eine betörend-bedrohliche Frauenstimme. Diese treibt einem einerseits ungestüm in die Ecke, um andererseits mit zuckersüssem Säuseln das Herz zum Lodern zu bringen. Black Honey; eine Band und ein Album, an denen man sich wahrlich die Finger verbrennen kann.
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